AMS-Sport
(Elbe, Wenhold & Müller, 2005)
Die Achievement Motives Scale-Sport (Elbe &Wenhold, 2005; Elbe et al., 2005) ist ein Fragebogen, der die beiden Leistungsmotivkomponenten Hoffnung auf Erfolg (HE) und Furcht vor Misserfolg (FM) mit jeweils 15 Fragen für die Langversion und jeweils 5 Fragen für die Kurzversion erfasst. Beide Komponenten können bei einer Person gleichzeitig hoch bzw. niedrig ausgeprägt sein. Einen Hinweis über die Motivtendenz, d.h. ob eine Person eher erfolgszuversichtlich oder misserfolgsängstlich ist, liefert die Nettohoffnung (NH). Zudem kann das Gesamtleistungsmotiv (GLM) Hinweise zur Stärke des Leistungsmotivs geben.
1. Hoffnung auf Erfolg (HE)
Athleten/-innen mit einem hohen HE-Wert sehen Leistungssituationen als Herausforderung und sind überzeugt, dass sie ein Ziel erreichen können, wenn es realistisch ist. Sie werden dadurch motiviert, dass sie immer wieder eigene Maßstäbe übertreffen möchten. Manche reizt es auch, zu sehen, wie sie im Vergleich zu anderen abschneiden könnten.
2. Furcht vor Misserfolg (FM)
Ein hoher FM-Wert deutet darauf hin, dass die Athleten/-innen von der Angst zu versagen motiviert werden, denn ein Misserfolg soll (unbedingt) verhindert werden. Es kann vorkommen, dass diese versuchen, allen Vergleichssituationen (z.B. Wettkämpfen) aus dem Weg zu gehen, da sie nicht an einen Erfolg glauben und sich als ungenügend vorbereitet sehen.
3. Nettohoffnung (NH)
Bei der Nettohoffnung handelt es sich um die Motivtendenz. Bei einer positiven Bilanz der Nettohoffnung sind die Athleten/-innen erfolgszuversichtlich und werden sich sportlichen Leistungssituationen eher stellen. Fällt die Nettohoffnung negativ aus, sind die Athleten/-innen misserfolgsängstlich und empfinden Leistungssituationen im Sport als unangenehm.
4. Gesamtleistungsmotiv (GLM)
Das Gesamtleistungsmotiv gibt Auskunft über die Stärke des Leistungsmotivs. Sind beide Komponenten gering ausgeprägt, haben sportliche Herausforderungen eine geringe Bedeutung für die Athleten/-innen. In der Kombination eines hohen HE-Werts mit einem hohen FM-Wert und hohem Kompetenzerleben (d.h. dem Gefühl, genügend vorbereitet zu sein), kann es zu außerordentlichen Leistungen kommen. Diese Athleten/-innen, angetrieben von der Herausforderung einerseits und der gleichzeitigen Angst zu versagen andererseits, trainieren besonders viel, um ein hohes Kompetenzgefühl zu erleben. Auf Dauer besteht daher die Gefahr eines Übertrainings.
Empirische Befunde zum Leistungsmotiv im Sport
Die Ergebnisse des Potsdamer Projekts "Persönlichkeits- und Leistungsentwicklung von SportinternatsschülerInnen in Potsdam" zeigen, dass die sportspezifische Leistungsmotivation einen über die Zeit stabilen Persönlichkeitsaspekt darstellt (Elbe, Beckmann & Szymanski, 2003). Die Stabilität der sportspezifischen Leistungsmotivation zeigt sich ebenfalls im MATASS Projekt (Seidel, 2005). Des Weiteren fanden Elbe, Beckmann und Szymanski (2003) sportartübergreifende psychologische Prädiktoren für die Leistungsentwicklung bei SportschülerInnen. So lässt sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen der sportlichen Erfolgs- / Misserfolgsmotivierung zum Zeitpunkt der Einschulung in die Sportschule im Jahre 1998 und der Wettkampfplatzierung im Jahre 2001 nachweisen.
Gabler stellt aufgrund einer Untersuchung von 1981 fest, dass "größere Erfolgszuversichtlichkeit und geringere Misserfolgsängstlichkeit bedeutsame Voraussetzungen dafür sind, dass die Leistungsbereitschaft für ein Training über eine längere Zeit hinweg aufrecht erhalten wird" (Gabler, 1995, S. 90). Je geringer die Erfolgszuversichtlichkeit ausgeprägt ist, bzw. je höher die Misserfolgsängstlichkeit, desto wahrscheinlicher ist nach Gabler eine Reduzierung oder ein Abbruch des sportlichen Trainings.
Halvari und Thomassen (1996) fanden einen signifikant positiven Zusammenhang zwischen dem Erfolgsmotiv und dem Umfang an leistungssportlichen Training und dem sportlichen Erfolg, während eine starke Ausprägung des Misserfolgsmotivs negativ mit dem Sporterfolg korrelierte.
Zitationshinweis
Bitte zitieren Sie dieses Web-Angebot wie folgt (APA-Standard):
Wenhold, F., Meier, C., Elbe, A.-M. & Beckmann, J. (2008). Informationen zum Fragebogen AMS-Sportauf dem Internetportal Sportpsychologie des BISp. Abgerufen aus dem World Wide Web am XX.YY.ZZZZ unter www.bisp.de.
Bitte zitieren Sie die aktuelle Fassung des Fragebogens (AMS-Sport) wie folgt (APA-Standard):
Wenhold, F., Elbe, A.-M. & Beckmann, J. (2008).AMS-Sport Langversion: Allgemeiner Fragebogen zum Leistungsmotiv im Sport. Abgerufen aus dem World Wide Web am XX.YY.ZZZZ unter www.bisp.de.
Wenhold, F., Elbe, A.-M. & Beckmann, J. (2008).AMS-Sport Kurzversion: Allgemeiner Fragebogen zum Leistungsmotiv im Sport. Abgerufen aus dem World Wide Web am XX.YY.ZZZZ unter www.bisp.de.
Literatur
Elbe, A.-M., Beckmann, J. & Szymanski, B. (2003). Die Entwicklung des allgemeinen und sportspezifischen Leistungsmotivs von SportinternatsschülerInnen. Psychologie und Sport, 10, 134-143.
Elbe, A.-M. & Wenhold, F. (2005). Cross-Cultural Test Control Criteria for the AMS-Sport. International Journal of Sport and Exercise Psychology, 3 (2), 163-177.
Elbe, A.-M., Wenhold, F. & Müller, D. (2005). Zur Reliabilität und Validität des AMS-Sport- ein Instrument zur Bestimmung der sportspezifischen Leistungsmotivs. Zeitschrift für Sportpsychologie, 12 (2), 57-68.
Gabler, H. (1995). Motivationale Aspekte sportlicher Handlungen. In H. Gabler, J. R. Nitsch & R. Singer. Einführung in die Sportpsychologie (S. 64-102). Schorndorf: Hofmann.
Halvari, H. & Thomassen, T.O. (1996), Achievement motivation and involvement in sport competitions. Perceptual and Motor Skills, 83, 1363-1374.
Seidel, I. (2005). Zum Einfluss ausgewählter Persönlichkeitsmerkmale auf die Leistungsentwicklung von Nachwuchsleistungssportlern in den Sportarten Schwimmen, Leichtathletik und Handball. Dissertationsschrift. Potsdam: Institut für Sportwissenschaft.