Testkonstruktion und Testgüte des SOQ (Elbe, 2004)
Der Sport Orientation Questionnaire (SOQ) wurde 1988 von Gill und Deeter in den USA publiziert. Das Ziel des SOQ ist es, individuelle, sportspezifische Unterschiede in der Leistungsorientierung zu bestimmen. Der SOQ besteht aus drei separaten, aber verwandten Subskalen, und zwar der Wettkampf-, Sieg-/Gewinn- und Zielorientierung in Bezug auf den Sport. Eine explorative und konfirmatorische Faktorenanalyse zeigte eine stabile, dreifaktorielle Struktur bei drei verschiedenen Stichproben (Gill & Deeter, 1988).
Übersetzung
Die Übersetzung des Fragebogens wurde von Elbe (2001) vorgenommen und von drei weiteren „Zweisprachlerinnen“ mit der Rückübersetzungsmethode (Brislin, 1970) erfolgreich überprüft. Des Weiteren wurde ein Pretest des Fragebogens an einer deutsch-amerikanischen Schule in Berlin durchgeführt (n=28), um sicherzustellen, dass die Items für Achtklässlerinnen verständlich sind (vgl. Elbe, 2001). Da dies der Fall war, wurde im Anschluss daran die Hauptuntersuchung durchgeführt.
Untersuchung und Stichprobe
Insgesamt wurde eine Gruppe von 312 Schülerinnen und Studentinnen aus Berlin befragt. Von den 159 Schülerinnen waren 44 leistungssportlich aktiv. Unter den 153 Studentinnen befanden sich 56 Leistungssportlerinnen. Die Schülerinnen waren 13 und 14 Jahre alt. Das Durchschnittsalter (Mittelwert) der Studentinnen lag bei 22,7 Jahren (SD = 3,0). Folgende Kriterien mussten von den Befragten zur Einstufung als Leistungssportlerinnen erfüllt werden:
- pro Woche mindestens 3x Sport
- pro Woche mindestens 6h Sport
- sportliche Erfolge in den letzten zwei Jahren
- regelmäßige Teilnahme an Wettkämpfen
Ergebnisse
Faktorenstruktur
Die Daten der Stichprobe wurden einer Faktorenanalyse unterzogen. Diese diente zur Überprüfung, ob die Faktorenstruktur des SOQ in der deutschen Version des SOQ-d bestätigt werden kann. Hierzu wurde eine explorative Hauptachsenanalyse angewandt. Die Ergebnisse zeigen, dass drei Faktoren extrahiert werden konnten, die 63,6% der Gesamtvarianz erklären.
Trotz weniger Abweichungen konnte die vorgegebene Faktorenstruktur von Gill und Deeter (1988) für die weiteren Auswertungen beibehalten werden.
Interne Konsistenz
Es wurde eine Reliabilitätsbestimmung nach Cronbach’s alpha vorgenommen:
Wettkampforientierung (13 Fragen) | Sieg-/ Gewinn- orientierung (6 Fragen) | Zielorientierung (6 Fragen) | |
SOQ-d (Elbe, 2001) | 0.94 | 0.82 | 0.81 |
Darüber hinaus wurden die Korrelationen zwischen den einzelnen Subskalen des SOQ berechnet. Alle Subskalen korrelieren signifikant miteinander (p<0,01).
Konstruktvalidität
Die Ergebnisse einer Korrelationsberechnung konnten zeigen, dass zwischen allen Skalen des SOQ und der untersuchten Variable "Sportstatus" signifikante Korrelationen bestehen:
Wettkampforientierung | Sieg-/ Gewinnorientierung | Zielorientierung | |
Sportstatus | r = 0.546 p < 0.001 | r = 0.356 p < 0.001 | r = 0.289 p < 0.001 |
Kriteriumsvalidität
Die Regressionsanalyse wird eingesetzt, um zu überprüfen, ob die jeweiligen Werte des SOQ mit der Quantität des Sporttreibens der Befragten in Beziehung stehen (Übereinstimmungsvalidität). Dazu werden zwei linearen Regressionsanalysen mit der Methode Einschluss durchgeführt, wobei als abhängige Variablen zum einen der Umfang und zum anderen die Häufigkeit des Sporttreibens definiert werden. Als unabhängige Variable werden bei den Analysen die drei Subskalen des SOQ bestimmt.
Die Regressionsanalyse zeigt einen Zusammenhang zwischen der Frequenz des Sporttreibens pro Woche (R-Quadrat = 0.197) als abhängige Variable und der Ausprägung der Leistungsorientierung als unabhängige Variable. Zur Varianzaufklärung tragen vor allem die Skalen "Wettkampforientierung" und "Zielorientierung" bei:
Konstante | Wettkampf-orientierung | Sieg-/ Gewinn-orientierung | Zielorientierung | ||
Standard-fehler | 0.494 | 0.024 | 0.021 | 0.023 | |
Standardisierte Koeffizienten | Beta | 0.593 | -0.67 | -0.172 | |
T | 6,957 | 6,735 | -,937 | -2,262 | |
P | < .001 | < .001 | .350 | .024 |
Die Ergebnisse weisen ebenfalls einen starken Zusammenhang zwischen Umfang des Sporttreibens in Stunden pro Woche und der Leistungsorientierung nach. Die Varianzaufklärung beträgt 27,3%. Hierfür ist vor allem die Skala "Wettkampforientierung" verantwortlich:
Konstante | Wettkampf- orientierung | Sieg-/ Gewinn- orientierung | Zielorientierung | ||
Standardfehler | 2,717 | 0.933 | 0.021 | 0.023 | |
Standardisierte Koeffizienten | Beta | 0.629 | -0.63 | -0.99 | |
t | 2,912 | 7,540 | -,925 | -1,370 | |
p | .004 | <.001 | .356 | .172 |
Zusammenfassung
Insgesamt weisen die Ergebnisse die deutsche Version des SOQ als ein reliables Instrument zur Bestimmung der Leistungsorientierung nach. Der SOQ eignet sich zur Unterscheidung von Athletinnen und Athleten, die Leistungssport betreiben und denen, die mit einer anderen Zielsetzung Sport treiben. Vor allem die Subskala Wettkampforientierung zeigt einen Zusammenhang mit dem sportlichen Engagement. Der SOQ ist ein geeignetes Instrument zur Bestimmung der sportlichen Leistungsorientierung.
Literatur
Brislin, R. W. (1970). Back-translation for cross-cultural research. Journal of Cross Cultural Psychology, 3, 185-216.
Elbe, A.-M. (2004). Testgütekriterien des Deutschen Sport Orientation Questionnaires. Spectrum der Sportwissenschaft, 16 (1), 96-107.
Elbe, A.-M. (2001). Frauen und Leistungssport im interkulturellen Vergleich zwischen Deutschland und den USA. Berlin: www.diss.fu-berlin.de/2001/179.htm
Gill, D. L. & Deeter, T. E. (1988). Development of the Sport Orientation Questionnaire. Research Quarterly for Exercise and Sport, 59, 191-202.