Im Rahmen der Prävention unterscheiden wir Verhältnisprävention von Verhaltensprävention.
Im Rahmen der Prävention wird zwischen Verhältnisprävention und Verhaltensprävention unterschieden.
Verhältnisprävention
Unter Verhältnisprävention sind Maßnahmen zu verstehen, welche auf das Umfeld bzw. die Lebensumstände ausgerichtet sind. Das Ziel der Verhältnisprävention ist die Beseitigung von negativen Einflüssen oder Gefahren bei der Ausübung des Sports und die Verringerung oder Beseitigung von Unfallursachen oder Schadensquellen. Um dies zu erreichen, sind im Sport folgende Aspekte zu berücksichtigen:
Regelwerke der einzelnen Sportarten
Ausgestaltung der Trainings- und Wettkampfstätten
Schutzkleidung und Protektoren
Gestaltung der Sportgeräte
Ausgestaltung der strukturellen Rahmenbedingungen (z.B. sportmedizinische Betreuung)
Beispiele:
Regelwerk
Fußball: Ein absichtlicher Ellenbogenschlag gegen den Kopf führt zu einem Platzverweis (2006). Nach Angaben der FIFA konnte die Rate der schweren Kopfverletzungen dadurch auf die Hälfte reduziert werden.
Fußball: Altersabhängige Begrenzung des Kopfballspiels im Jugendfußball (U.S. Soccer Federation vom 01.01.2016).
Eishockey: Erhöhte Strafen beim Check (bezeichnet jede Form von Behinderung des Gegenspielers durch Körperkontakt) von hinten (Einführung 2013).
Sportstätte/Wettkampfstätte
Einführung von flexiblen Banden im Eishockey zur Reduktion der Beschleunigungskräfte auf den Kopf bzw. das Gehirn (Smith et al., 2011).
Anprallschutz in Sporthallen
Abdeckungen von Masten etc. auf Skipisten
Protektoren
Helme: In einigen Sportarten wird das Tragen von Helmen explizit im Regelwerk vorgegeben. Zu nennen sind hier beispielhaft: Eishockey, Ski Alpin, Bob- und Rodelsport sowie Radsport.
Es besteht jedoch noch weiterer Entwicklungsbedarf bei der Helmkonstruktion zur Reduktion der Beschleunigungskräfte auf den Kopf.
Zu erwähnen ist hierbei das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Verbundprojekt BISS (Bio Inspired Safety Systems) zur Entwicklung eines neuen Helm zum besseren Kraftabbau
Projekt zu bionisch inspirierter Schutzausrüstung (PDF, 922KB, Datei ist nicht barrierefrei).
Verhaltensprävention
Bei der Verhaltensprävention geht die Initiative von der einzelnen Sportlerin / dem einzelnen Sportler aus. Der Fokus liegt auf dem Verhalten des Einzelnen bei und im Zusammenhang mit dem Sport. Ziel ist die selbstverantwortliche Vermeidung bzw. Minimierung von gesundheitsriskanten Verhaltensweisen. Die Maßnahmen zielen daher auf die Förderung gesundheitsgerechter und schadensvermeidender Verhaltensweisen ab. Zu den Maßnahmen gehören:
Informations- und Aufklärungsmaßnahmen
Beachtung von Fair Play
Stärkung der physischen und psychischen Belastbarkeit wie z. B.
Stärkung der Hals- und Nackenmuskulatur
gezieltes Training von Absprung-, Lande- und Abrolltechniken
Umsetzung und Anwendung von Präventionsmaßnahmen wie z. B.
Tragen von Protektoren
Tragen eines Helmes
Vorsicht: Die Studienlage zum präventiven Effekt von Protektoren in Bezug auf ein Schädel-Hirn-Trauma (Gehirnerschütterung) ist uneinheitlich. Der Einsatz einer Schutzausrüstung hat im Eishockey und American Football die Inzidenz von Verletzungen gesenkt, jedoch gleichzeitig zu einer aggressiveren Spielweise geführt (Biasca, Wirth & Tegner, 2002). Es ist zu beachten, dass neben der Verhältnisprävention auch Maßnahmen der Verhaltensprävention zum Tragen kommen müssen (Aufklärung, Sinn der Protektoren, Fair Play).
Beispiele:
Trainieren der Nackenmuskulatur
In einem vom BISp geförderten Projekt soll untersucht werden, ob die aus (in)direkten Krafteinwirkungen resultierenden Kopfbeschleunigungen mit Einschränkungen der kognitiven Leistung und posturalen Kontrolle einhergehen und ob ein Zusammenhang zwischen der Beschleunigung des Kopfes und der isometrischen Maximalkraft der zervikalen Muskulatur unter Berücksichtigung des Alters und Geschlechts der Nachwuchsspieler/innen besteht. Zudem soll ein zervikales neuromuskuläres Training (ZNMT) im Hinblick auf die Entwicklung des Kraftniveaus der zervikalen Muskulatur evaluiert werden. Zwei zentrale Fragestellungen werden untersucht: Welchen Einfluss hat das ZNMT
auf die kinematische Antwort des Kopfes bei antizipierten Impacts und infolgedessen auf kognitive Leistungen und die posturale Kontrolle sowie
auf die Latenzzeiten der zervikalen Muskulatur nach Perturbationen des Oberkörpers?
Um die vom Schädel-Hirn-Trauma (Gehirnerschütterung) ausgehenden Gesundheitsgefährdungen im Spitzensport zu minimieren, müssen alle Beteiligten (Sportlerinnen/Sportler, Trainerinnen/Trainer, Schiedsrichterinnen/Schiedsrichter, Angehörige und Ärztinnen/Ärzte) über die neusten Leitlinien informiert sein und diese umsetzen. Es ist belegt, dass Aufklärung zum Thema die Inzidenz von Schädel-Hirn-Trauma reduziert und das Outcome (Ergebnis) verbessert (Kaut et al., 2003; Hanson et al., 2014; Kerr et al., 2014).
Statistiken: Präventionsmaßnahmen und –strategien
Als Basis zur Entwicklung sportartspezifischer Präventionsmaßnahmen und -strategien sind epidemiologische Studien zu Verletzungen und Fehl- bzw. Überlastungsschäden notwendig. Nur so können Häufigkeiten und Ursachen exakt ermittelt und adäquate Präventionsmaßnahmen entwickelt werden.
Partner des BISp, die gesetzliche Unfallversicherung VBG, wertet jedes Jahr das Unfallgeschehen der ersten beiden Ligen der Top-Sportarten in Deutschland aus. Im nachfolgenden VBG-Sportreport 2017 wird ein besonderes Augenmerk auf Schädel-Hirn-Verletzungen gelegt.
(Darstellungen aus der Expertise „Schädel-Hirn-Verletzungen im deutschen Spitzensport“, 2016):
American Football:
Die Initiative Schütz Deinen Kopf der Hannelore Kohl Stiftung mit der dazugehörigen Informationsbroschüre, App und
Pocket Card (PDF, 2MB, Datei ist nicht barrierefrei) wird als Maßnahme zur Aufklärung genannt. Darüber hinaus werden „Übungsprogramme für Hals- und Nackenmuskulatur und Anleitung zur korrekten Tackeltechnik“ gegeben.
Zur Verbesserung der Objektivität nach einem Schädel-Hirn-Trauma (Gehirnerschütterung) hat der Weltverband IBSF sich entschlossen, ein standardisiertes Messinstrument verpflichtend einzuführen. Dafür wird ein 20-minütiger Baseline-Test am heimischen Computer zur Beurteilung der zerebralen Belastung und Leistungsfähigkeit durchgeführt. Weitere Maßnahmen:
Tragen eines Helmes,
Weiterentwicklung des Helmes,
Sicherheitstechnischer Ausbau der Wettkampfanlage,
Kontusionsschutz,
ImPACT Test vor Saison als Baseline-Test,
Arztpflicht nach jedem Sturz und danach erst weitere Freigabe.
SCAT3 Testung ist Lizensierungsvoraussetzung und wird vom Mannschaftsarzt durchgeführt,
Helmpflicht,
Erhöhte Strafen bei Check (bezeichnet jede Form von Behinderung des Gegenspielers durch Körperkontakt) von hinten,
Weiche und nachgebende Bande am Spielfeldrand (Beispiel: Link),
Trainingsprogramme zur Stärkung der Hals- und Nackenmuskulatur,
Gründung einer Arbeitsgruppe, die in der DEL verankert ist (Medical Task Force) mit Zielen wie Prävention und Therapiekonzepte zum Schädel-Hirn-Trauma, Entwicklung und Standardisierung von Fairplay-Regeln, Entwicklung von Standards inkl. Prävention und Protektion,
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